
Was hat Großmutters Wintergarten mit einem Hanf-Zelt gemeinsam?
Einen gefürchteten Feind: Die Spinnmilbe.
Egal was wer wo anbaut – Spinnmilben bekämpfen ist eine Fertigkeit, die jeder Gärtner draufhaben muss!
Auch wenn ihr euch bereits welche eingefangen habt, ist es noch nicht zu spät. Indoorgarten zeigt euch ein paar der gängigsten Mittel, wie man Spinnmilben wieder loswerden kann. Und was ihr tun müsst, wenn ihr es bereits mehrfach versucht habt, aber einen wirklich hartnäckigen Befall habt.
Der Erstbefall mit Spinnmilben
Hier ist das große Problem:
Den Befall erkennt ihr meist erst, wenn es schon zu spät ist.

In dem Stadium des Befalls erkennen viele das Problem zu spät. Photocredit: By Paramecium [CC BY-SA 3.0]
Aber auch geübte Augen sehen erst dann, wenn erste Schäden bereits eingetreten sind, dass sich Schädlinge eingeschlichen haben.
Wie die Spinnmilben zum ersten Mal auf eure Pflanzen kommen, kann ganz unterschiedlich sein.
Die Tierchen wiegen nur sehr wenig und können von draußen durch den Wind hineingeweht worden sein.
Viel wahrscheinlicher ist aber:
Ihr habt euch die Milben selbst eingeschleppt.
Der Erstbefall korreliert oft mit der Adoption eines neuen grünen Schützlings. Vielleicht hat euch eine Freundin eine Pflanze geschenkt. Oder ihr habt im Baumarkt spontan was eingepackt. Ein paar Milben-Eier reichen, um dann bei euch im Wohnzimmer eine Bevölkerungsexplosion zu starten.
Voraussetzungen unter denen die Spinnmilbe gedeiht
Spinnmilben mögen zwei Dinge:
- Trockene Luft [1] und
- Warme Temperaturen
Ein durchschnittlicher Haushalt in Mitteleuropa im Winter ist also die ideale Brutstätte für die Biester. Würde sonst der Winter die Population nicht dahinraffen, aber zumindest regulieren, laden die hiesigen Heizgewohnheiten die Schädlinge geradezu ein.
Sich dieses Wissen zu Nutze machend, könnte die vorausschauende Gärtnerin also gleich mal das Thermostat im Winter ein paar Grad zurückdrehen. Hilft übrigen auch gegen Trauermücken 😉
Wie die Tiere euren Pflanzen schaden
Anders als etwa bei der Trauermücke, bei denen die Larven an den Wurzeln saugen, fressen die Spinnmilben am Laub eurer Pflanzen.
Dabei saugen sie Pflanzensaft- und Zellen aus den Blättern. Die so durchlöcherte Pflanze reagiert auf den Flüssigkeitsverlust mit geschlossenen Stomata – was letztlich zum Austrocknen und Abfallen des Laubs führt. Besonders bei Pflanzen, die auf ihre großen Blätter bauen – wie etwa Kürbisse und Gurken – ist das tragisch, weil die Photosynthese dadurch stark eingeschränkt wird.
Der Lebenszyklus
Aus den Eiern der Spinnmilbe schlüpfen zunächst erste Larven – diese haben noch sechs Beine.
Nach zwei weiteren Stadien ist die Milbe dann binnen kürzester Zeit (oft nur wenige Tage) bereits ausgewachsen und bereit, sich weiter zu vermehren.
Das macht es wenig verwunderlich, wie schnell so ein Befall wieder aufflammen kann, wenn er nicht vollständig bezwungen worden ist.
Vor dem Kampf: Verwechslungen mit Schmierläusen ausschließen
Obwohl viele Mittelchen ohnedies gegen mehrere Schädlinge wirken, solltet ihr vorher schon wissen, ob ihr tatsächlich Spinnmilben in der Wohnung habt – oder vielleicht doch etwas anderes.
Schmierläuse etwa bilden einen weißen, klebrig-filzigen Film aus, den unerfahrene Gärtner mit den Fäden der Spinnmilbe verwechseln könnten.

Typischer Schmierlausbefall auf einer Bergpalme.
Von Thomas Zehetbauer – Selbstgemacht, CC BY-SA 3.0
Echte Spinnmilben erkennen
Neben Schmierläusen könnte man auch noch die falschen Spinnmilben mit ihren echten Gegenstücken verwechseln.
Das ist allerdings eher unwahrscheinlich – denn die charakteristischen Fäden an denen man den Befall (leider sehr spät) erkennt, bilden diese nicht aus. Stattdessen finden sich der Spinnmilbe nicht unähnliche, aber wesentlich kleinere Milben auf euren Pflanzen.
Die Bekämpfung würde sich in jedem Fall kaum bis gar nicht unterscheiden, darum wäre diese Verwechslung nicht besonders tragisch.
Diese Mittel helfen gegen Spinnmilben
Jetzt wo ihr einiges über Spinnmilben wisst, macht es Sinn sich damit zu befassen, wie man sie bekämpft.
Wie so oft habt ihr drei grobe Richtungen, in die ihr eure Waffen einteilen könnt:
- Hausmittel und andere wenig aggressive Methoden
- Biologische Mittel – also andere Lebewesen, die ihr den Milben auf den Hals jagt
- Die übliche Chemiekeule – dazu zähle ich auch „natürliche“ Präparate wie Neem.
Chemische Mittel gegen Spinnmilben
Neem-Präparate
Neem ist ein Wirkstoff des gleichnamigen indischen Baumes und wird nicht nur im Ackerbau und der Gärtnerei häufig verwendet.
Mittlerweile ergeben sich für die aus dem Baum gewonnenen Produkte alle möglichen Anwendungsfälle: von Zahnpasta über Tierfutter bishin zu Pestiziden werden zahlreiche Industrieprodukte aus dem Baum gefertigt [3].
Wann sollte man zu Neem-Präparaten greifen?
Neem ist das Mittel der Wahl, wenn euer Befall schon fortgeschritten ist oder mehrere Pflanzen betrifft. Die bloße Dusch-Kur würde hier die Gefahr eines erneuten Befalls bergen.
Empfohlen bei fortgeschrittenem Befall
Auch gegen stärkeren Befall könnt ihr gut und gerne zu Neem-Präparaten greifen. Ihr schwingt hier zwar gewissermaßen schon die Chemiekeule, der Wirkstoff selbst ist allerdings natürlichen Ursprungs und wird aus dem Öl des Neem-Baums gewonnen.
Spruzit – ein Spritzmittel für den Hausgebrauch
Was gemeinhin als Spruzit bekann ist, ist ein Pflanzenschutzmittel der Firma Neudorff. Die Hauptbestandteile sind Pyrethrine und Rapsöl. Letzteres fungiert eigentlich nur als Trägersubstanz für die Pyrethrine, auch wenn es Berichte gibt, dass das die Insekten effektiv verklebt und bewegungsunfähig macht. Eine einleuchtendere Erklärung für diesen Effekt sehe ich persönlich in der Wirkweise der Pyrethrine: sie sind ein umgehend wirksames Kontaktgift und legen Insekten (auch Nützlinge) erstmal lahm.
In der Natur findet sich der Wirkstoff in manchen Chrysanthemen – man könnte ihn also ebenfalls zu den natürlichen Insektiziden zählen.
Der Nachteil ist, dass es manchen Insekten gelingen kann, die aufgenommene Dosis wieder abzubauen. Sie erwachen aus diesem Knockout wieder auf. So könnten sich auf Dauer resistentere Schädlinge durchsetzen.
Wann sollte man zu Spruzit greifen?
Habt ihr den Befall erst in einem der späteren Stadien (erste Schäden oder bereits deutliche Spinnweben) erkannt, ist ein Spritzmittel wie Spruzit angemessen.
Empfohlen bei fortgeschrittenem Befall
Auch als Alternative zu Neem in der Kombination mit weiteren Methoden ist Spruzit kein Fehler.
Biologische Mittel gegen Spinnmilben
Raubmilben gegen Spinnmilben einsetzen
Raubmilben sind kleine orange Jäger, die als sogenannte monophagen nur auf eine einzige Beute abgesehen haben: Spinnmilben.
Das kann man sich zu Nutze machen, in dem man seinen Befall auf diese natürlichste aller Arten bekämpft und einfach eine Horde Raubmilben im Wohnzimmer loslässt.
Bedenken, dass ihr euch dadurch eure Bleibe zum Insekten-Zoo macht, müsst ihr keine haben. Sind die Spinnmilben alle vertilgt, geht der Bestand an Raubmilben schnell wieder zurück. Davon abgesehen sind sie wirklich winzig und fallen darum kaum auf.
Wann sollte man zu Raubmilben greifen?
Ein moderater Befall kann durchaus auch von Raubmilben alleine wieder bezwungen werden.
Empfohlen bei mittelschwerem Befall
In wirklich harten Fällen sind Raubmilben hingegen hervorragend als zweite Angriffswelle nach einem Spritzmittel geeignet. Spruzit und Neem, die weiter oben genannt wurden, kann man gut mit Raubmilben kombinieren – allerdings solltet ihr das jeweilige Mittel zunächst trocknen lassen, ehe ihr eure Jäger losziehen lässt.
Beauveria bassiana – ein Pilz gegen Spinnmilben
Ein biologisches Mittel gegen Spinnmilben mal etwas anders: Beauveria bassiana ist ein Pilz, der Insekten befällt und sie in kurzer Zeit beseitigt.
Dazu dringt der Pilz in seinen Wirt ein und breitet sich dort aus – bis dieser entweder verhungert oder dem bloßen mechanischen Stress, den der Pilz verursacht, erliegt.
Was nach einer brutalen Methode klingt, Schädlinge zu kontrollieren, ist in der Praxis gut wirksam und wurde in der Vergangenheit in China mit ähnlichem Erfolg, wie chemische Pestizide eingesetzt [2].
Wann sollte man den Pilz einsetzen?
Ganz ehrlich? Ich persönlich halte den Einsatz eines Jagdpilzes für ein wenig dick aufgetragen. Ich erwähne ihn aber für den Fall, dass die eine oder der andere unter euch schon alle MMittel ausgeschöpft hat, aber noch nicht von Beauveria bassiana gehört hat.
Empfohlen bei fortgeschrittenem bis starkem Befall
Wenn euer Befall nur schwach ausgeprägt ist, solltet ihr auch mit anderen Methoden ein gutes Ergebnis erzielen.
Den Pilz könnt ihr als Alternative zur Raubmilbe bei stärkerer Plage ansehen – problematisch ist allerdings, dass im Gegensatz zur Raubmilbe weit mehr als nur die Spinnmilbe geschädigt wird. Im Ackerbau mag sich der Pilz bewährt haben – ihr solltet aber selbst abwägen, ob ihr in in eurem Indoorgarten einsetzen wollt.
Hausmittel und andere sanfte Methoden
Die warme Dusche
Eine der verbreitetsten Methoden um die Biester erstmal von den Pflanzen zu bekommen: eine ausgiebige Dusche.
Am besten geht ihr dabei so vor, dass ihr die Pflanze kopfüber mit warmem Wasser (selbe Temperatur die ihr beim Duschen verwenden würdet) kräftig abduscht.
Sinn und Zweck ist in erster Linie die Spinnfäden loszuwerden und einen ersten Teil der Population wegzuspülen. Idealerweise (und wenn ihr mindestens zwei Minuten kontinuierlich dranbleibt) erstickt ihr damit auch einen weiteren Teil der Schädlinge.
Damit ihr euch den Erdballen nicht wegschwappt könnt ihr den Blumentopf mit einer Plastiktüte und/oder etwas Frischhaltefolie umwickeln.
Wann sollte man seine Pflanzen duschen?
Dieses Mittel solltet ihr eigentlich immer ergreifen, wenn sich Spinnmilben eingeschlichen haben.
Das Problem wird dadurch nicht gelöst, aber ihr spült schon mal einen Teil der Schädlinge ab und gebt eurer Pflanze eine Verschnaufpause.
Empfohlen bei jeglichem Befall
Einen Schritt weiter könnt ihr gehen, indem ihr die Pflanzen nach der Dusche vollständig in Frischhaltefolie einwickelt. Stellt sie danach für mehrere Tage an einen warmen Ort. Die Feuchtigkeit, die ihr damit brütet, mögen Spinnmilben gar nicht – einem hartnäckigen Befall wird das allein aber auch nicht den Garaus machen.
Pflanzen regelmäßig einsprühen
Wenn man die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen nicht hochhalten kann, ist die zweitbeste Lösung einfach die Pflanze selbst so gut wie möglich feucht zu halten.
Das erreicht ihr etwa, indem ihr täglich mal mit einem Pflanzensprüher drübergeht.
Wann sollte man seine Pflanzen einnebeln?
Wenige Pflanzen haben Schwierigkeiten damit, täglich eingenebelt zu werden – darum könnt ihr bei dieser Methode nicht viel falsch machen.
Was ihr euch nicht erwarten dürft, ist, dass ihr damit alleine schon einen Teil der Milben loswerdet – dieses Hausmittel schafft lediglich ein für Spinnmilben ungeeignetes Milieu.
Empfohlen bei schwachem Befall
Verwendet die tägliche Sprühdusche stattdessen als Ergänzungsmaßnahme bei eher mildem Befall. Auch zur Vorbeugung neuer oder künftiger Befälle rät es sich, die Pflanzen feucht zu halten.
Außergewöhnlich hartnäckigen Spinnmilben-Befall bekämpfen
Vielleicht habt ihr den Kampf gegen Spinnmilben bereits aufgegeben, weil sie in der Vergangenheit einfach wiedergekommen waren.
Ein großer Fehler, den viele Gärtnerinnen machen:
Sie sind nicht Konsequent genug.
Spinnmilben sind zäh und hartnäckig; bei fortgeschrittenem Befall reicht es einfach nicht aus, einmal zu behandeln und sich zurückzulehnen.
Warum, das erklärt sich schon aus dem Lebenszyklus der Spinnmilbe (siehe Grafik weiter oben).
Selbst, wenn ihr mit einer der obigen Methoden mit einem Schlag fast alle Milben auslöscht: Es muss nur eine handvoll Eier überleben, damit die Bevölkerung erneut explodiert.
Konsequente Bekämpfung von Spinnmilben ist oberste Priorität
Um einen starken Befall sinnvoll einzudämmen müsst ihr auf Zeit spielen.
Vor allem, wenn eure Pflanzen in niedrigen Raumtemperaturen (unter 22°) stehen, dauert es länger, bis die Eier heranreifen. Das heißt, dass bei 2-3 Tagen konsequenter Behandlung immer noch das Risiko besteht, dass ein paar Eier noch irgendwo leben, schlüpfen, und alles neu bevölkern.
Eine intensive Behandlung sollte mindestens 10 Tage lang andauern. Um wirklich sicher zu gehen könnt ihr noch 2-3 Tage dranhängen.
Die dreier Kombo für Härtefälle
Jede der hier vorgestellten Mittel und Methoden gegen Spinnmilben hat ihren Anwendungsbereich.
Kombiniert ihr mehrere davon, dann nutzt ihr die Synergien zwischen ihren respektiven Vorteilen.
Einen richtig groben Befall solltet ihr nicht einseitig bekämpfen, sondern mehrere Methoden anwenden. Eine wirkungsvolle Kombo wäre in etwa:
- Neem-Präparat oder Spruzit für den Erstschlag
- Tägliches (oder alle zwei Tage) Abduschen der Pflanze
- Zur Vorbeugung und um die letzten Reste der Population abzutöten Nützlinge wie Raubmilben freisetzen – besonders wenn mehrere Pflanzen betroffen sind oder eine Ansteckung zu befürchten ist
So eine Radikal-Kur sollte zehn Tage durchgezogen werden und dann auch den hartnäckigsten Befall neutralisiert haben.
Quellen
[1] Boudreaux, Bruce 1958: The effect of relative humidity on egg-laying, hatching, and survival in various spider mites in Journal of Insect Physiology, 2/1, pp 65-72.
[2] Feng M.G.,T. J. Poprawski & G. G. Khachatourians 1994: Production, formulation and application of the entomopathogenic fungus Beauveria bassiana for insect control: current status in Biocontrol Science and Technology 4/1, pp. 3-34.
[3] Ogbuewu, I.P et al 2011: The Growing Importance of Neem in Agriculture, Industry, Medicine and Environment: A Review. in Research Journal of Medicinal Plant 5/3, pp. 230-245.
Hausmittel helfen gegen Milben wunderbar. Bei Blattläusen ist der Brennesselsud sehr effektiv. In der Schädlingsbekämpfung auf chemische Mittel zu setzen, empfiehlt sich, wenn die anderen Mittel nicht mehr helfen. Bei richtig hartnäckigem Ungeziefer würde ich auch einen Fachmann zu Rate ziehen. Wir haben das damals mit dem Brotkäfer so gemacht.