
Für viele, die zum ersten Mal ihr eigenes Gemüse anbauen wollen, stellt sich die Frage nach der richtigen Erde.
Am vertrautesten sind die meisten wohl mit dem riesigen Sack Blumenerde aus dem Baumarkt. Die ist auch – besonders in der Stadt – am leichtesten erhältlich, weil fast überall vorrätig. Aber kann man sie auch für Gemüse verwenden? Auf der Packung steht schließlich Blumenerde.
Ist Blumenerde giftig für Gemüse? Schädlich für den Menschen?
Um gleich einmal eine der größten Sorgen vorwegzunehmen: handelsübliche Blumenerde enthält in der Regel keine giftigen Stoffe.
Weder für das Gemüse, noch für jene, die es dann essen. Der Name ist ein wenig irreführend – oft heißen die Produkte aber auch „Universal-Blumenerde“.
Manche Hersteller weisen lediglich darauf hin, dass ihre Blumenerde nicht für Zimmerpflanzen geeignet sei. Warum das so ist, wird dann aber oft nicht angegeben (z.B. hier [1]).
Dabei kann man davon ausgehen, dass die Erde deshalb keine Gifte enthält. In diesem konkreten Fall gibt der Hersteller an, die Erde sei für Terrassenpflanzen geeignet. Darum scheint es, als ob sie nur im Freien zur Anwendung kommen sollte – mit anderen Worten: für Innenräume stinkt sie wohl zu sehr. Das erschließt sich auch aus den Bewertungen.
Darum: Blumenerde kann man grundsätzlich für (Indoor-)Gemüse verwenden und dabei brauchbare Ergebnisse erzielen. In manchen Fällen greift man jedoch besser zu anderen Alternativen.
Welche Erde für Gemüse im Topf?
Wenn nichts anderes vorhanden ist, dann tut es herkömmliche Universal oder Blumenerde natürlich auch.
Für euer indoor Topf-Gemüse gibt es aber noch ein paar bessere Alternativen, auf die ihr nach Möglichkeit zurückgreifen solltet:
Der Öko-Klassiker: regionaler Kompost
Richtig gute Ergebnisse konnten wir bisher immer mit dem Kompost der örtlichen Müllplätze erzielen.

Müllplätze haben oft eigene Komposthaufen – in der Regel wird der urbane Bio-Müll kompostiert. Und oft gibt es den Kompost sogar gratis oder zu einem geringen Obulus.
Der wird direkt an Müllhalden verkauft, an manchen Plätzen sogar verschenkt. Besonders gut gefällt uns daran auch, dass die Bestandteile nicht nur recyclet wurden, sondern in der Regel auch regional und damit einhergehend oft frei von Torf sind. Warum uns das wichtig ist und euch auch sein sollte, klären wir weiter unten.
Spezialerde für verschiedene Gemüsesorten
Eine weitere Alternative zur Blumenerde sind passende Erden für die jeweilige Gemüsesorte.
Hersteller verkaufen Mischungen, die besonders auf die Bedürfnisse von z.B. Tomaten abgestimmt (sprich: vorgedüngt) sein sollen. Finden wir nicht unbedingt notwendig, aber es spricht natürlich nichts dagegen.
Mit der richtigen Düngung wird diese Spezialerde aber mehr oder weniger obsolet. Eine Ausnahme ist unter anderem Rhododendron-Erde. Das liegt daran, dass bei diesen Pflanzen der pH-Wert um die 5 bleiben sollte [2].
Leichte Lagerung und kein Schleppen: Briketts
Wer wirklich urban wohnt und keinen Balkon hat, will in der Regel keine größeren Säcke Erde in der Wohnung lagern müssen.
Was sich in dem Fall anbietet, sind Erd-Brikets, die z.B. aus Kokosfasern hergestellt werden. Die sind stark gepresst und müssen vor der Pflanzung noch mit Wasser vermengt werden, um die richtige Konsistenz zu erhalten – der Vorgang dauert etwa 15 Minuten. Die Briketts bekommt man in jedem Vorratsschrank unter und sie müssen nicht mühselig herumgeschleppt werden.
Eine kleine Einschränkung: Anzuchterde
Wir versuchen hier natürlich möglichst neutral zu bleiben, aber vielleicht scheint ein wenig durch, dass wir von Spezial-Erden nicht viel halten. Vor allem wer am Anfang seiner (indoor-)Gartenkarriere steht, hat nicht immer die Geduld, alles immer bis aufs Detail abzustimmen.

Setzlinge sind besonders empfindlich auf zu stark gedüngte Erde – darum ist Blumenerde hier nicht immer die erste Wahl.
Versucht ihr jedoch Pflanzen aus Saatgut zu ziehen, ist Anzuchterde keine schlechte Idee.
Die unterscheidet sich in erster Linie durch die sehr geringe bzw. fehlende Düngung von gewöhnlicher (Blumen-)Erde. Je nach Pflanze könnte eine zu starke Düngung dem Keimling schaden. Auch schlagen Keimlinge in der nährstoffärmeren Erde stärkere Wurzeln, weil sie nach der Nahrung „suchen“ müssen.
Auch hier gilt aber wieder: wenn nur Blumenerde zur Hand ist, könnt ihr die natürlich auch verwenden. Habt ihr aber nur eine begrenzte Anzahl an Samen und wollt auf Nummer sicher gehen, empfiehlt sich der Griff zur Anzuchterde. Speziell für (Küchen-)Kräuter eignet sich z.B. diese Anzuchterde von Composana, die torffrei und nur leicht gedüngt ist.
Habt ihr ganz besonders empfindliche Setzlinge? Dann könnt ihr wiederum auf die oben erwähnten Kokosfasern zurückgreifen. Die wird z.T. auch für Reptilien-Terrarien angeboten und ist in dem Fall vollkommen frei von Düngemitteln.
Erde aus dem Garten oder Wald für indoor Pflanzen
Im Grunde spricht natürlich auch nichts dagegen, wenn ihr euch mit Kübel und Schaufel ausrüstet und ein wenig fruchtbaren Boden aus dem Garten oder Wald mit nach Hause nehmt. Übertreibt es nicht mit den Mengen, sonst gibt’s am Ende Ärger mit dem Forstamt.
Bedenkt: dabei könnt ihr euch aber auch blinde Passagiere ins Haus holen.
Pilze (nein, danke), Viren (können die Pflanzen unbrauchbar machen) oder sogar Larven von Pflanzenschädlingen (krabbeln und fliegen dann auch gern in der Wohnung rum) können in der Erde mitgeschleppt werden. In einem spektakulär schiefgelaufenem ersten Gehversuch in Form eines indoor Kräutergartens haben wir uns so schon mal ein respektables Geschwader kleiner Mücken eingefangen. Würde ich niemandem empfehlen !
Das kann zwar genauso gut mit minderwertiger Blumenerde passieren, ist bei Erde aus dem Garten/Wald aber viel häufiger der Fall.
Was ihr dagegen tun könnt ist, die Erde zuvor zu sterilisieren. Dabei stehen drei Methoden zur Verfügung:
- Dämpfen – eher eine industrielle Anwendung und neben unhandlichen Aparaten auch teuer. Für indoor Gärten ungeeignet und vermutlich ein bisschen Overkill.
- Der Backofen – knackige 200° sollten in 20 Minuten alle Schädlinge dingfest machen. Achtet auf eine gleichmäßige Verteilung, am besten dünn aufgetragen auf einem Backblech.
- Die Mikrowelle – 5-10 Minuten so stark aufdrehen, wie bei eurem Gerät möglich. Hier müsst ihr natürlich auf ein höheres Gefäß, wie eine Schüssel setzen. Schüttet ihr die Erde in eine Schüssel, macht am besten in der Mitte der Erde eine Einbuchtung, damit sich die Hitze gleichmäßiger verteilt.
Der eine oder die andere können mit dem Konzept, „tote“ Erde zu verwenden, nicht viel anfangen. Bei „wilder Erde“ gehen wir mittlerweile aber lieber auf Nummer sicher und hoffen auf eine schnelle Neu-Ansiedlung der guten Mikroorganismen.
Warum Blumenerde ohne Torf?

Eine malerische Moorlandschaft – Heimat vieler Pflanzen und Tiere
Hersteller torffreier Erden lassen es sich nicht nehmen, auf Ihre Säcke stolz in großen Lettern torffrei stehen zu haben. Das alleine ist schon Grund genug, dahinter etwas unangenehmes zu vermuten. Umsonst würde man das schließlich nicht so unterstreichen. Was es damit auf sich hat, wollen wir an der Stelle ebenfalls noch erklären. Zunächst aber gleich mal der Hinweis:
Auch Torf in der Blumenerde ist nicht giftig für das Gemüse, das ihr darin anbauen wollt. Trotzdem solltet ihr euch überlegen, ob ihr eine Blumenerde mit Torf verwenden möchtet.
Was ist Torf?
Torf ist ein Bestandteil von sehr vielen Blumen- und Gartenerden. Gehört haben den Begriff sicher die meisten, genau beschreiben kann ihn der Laie für gewöhnlich aber nicht. Im Wesentlichen handelt es sich bei Torf um abgestorbene Pflanzenreste, die nicht ganz zersetzt werden konnten. Das liegt daran, dass Torf in Mooren entsteht, deren Wassergehalt nicht die richtige Umwelt für die Mikroorganismen bietet, die die Pflanzen zu Hummus abbauen würden
Kritik an Torf in der Blumenerde
Im Internet und einschlägigen Ratgebern stößt man an manchen Stellen auf Mahnungen, auf Torf in der Blumenerde zu verzichten. In keiner bestimmten Reihenfolge führen wir ein paar Beispiele an:
Häufige Argumente sind, dass der Torfabbau die Moore nachhaltig zerstört und damit viel Lebensraum für Pflanzen (die z.T. nur in den Mooren vorkommen) und Tiere zerstört. Wir finden, das sollte Grund genug sein, sich eine umweltfreundlichere Alternative zu suchen.
Wer mit dem Umweltargument nicht viel anfangen kann, findet in der pragmatischen Argumentationslinie vielleicht einen bessern Grund, auf Torf zu verzichten: genau genommen ist Torf kein wirklich hochwertiges Pflanzsubstrat. Man mischt ihn gerne in Erden, um diese aufzulockern. Auch kann die Erde dann mehr Wasser fassen.
Gleichzeitig gibt der Torf das Wasser aber nicht mehr so gerne ab. Ein weiterer Nachteil ist, dass er relativ nährstoffarm ist (und deshalb mit Dünger angereichert werden muss, bevor er sinnvoll verwendet werden kann) und Böden versauern lassen kann [3].
Ich finde es toll, dass Ihr mehr Menschen zum Gärtnern motiviert!
Allerdings solltet Ihr ein bisschen besser recherchieren.
Jede Erde, die nicht ausdrücklich, für die Wohnung gekennzeichnet / benannt ist, ist nicht sterilisiert und Du holst Dir Fiecher in die Wohnung, vor allem die allseits bekannten kleine Fliegen!
Aussahterde ist nicht nur sterilisiert (und somit für die Wohnung geeignet), sondern ist auch sehr Nährstoffarm, da Samen/Sämlinge nicht nur keine Nährstoffen brauchen sondern diese für die Samen/Sämlinge auch schädlich sind und somit die KEIMRATE signifikant VERMINDERN!!!
TORF ist ein unter Luftabschluss (deshalb sind Moorleichen so gut erhalten) zersetztes Pflanzenmaterial , welches sehr gut Wasser speichern kann.
Torf kann z.B. mit Kokosfasern/“-Erde“ ersetzt werden
Für die „Luftigkeit“ des Bodens wird z.B. Sand oder Perlit (und es gibt je nach Pflanzenbedürfnissen noch viel mehr Beischlagstoffe) beigemischt.
grüne Grüße,
Andi