
Fleischfressende Pflanzen umrankt eine kuriose Faszination.
Die wenigsten finden sie dabei ob ihrer Ästhetik interessant. Stattdessen begeistert zumeist die Demonstration einer sich bewegenden Venus-Fliegenfalle.
Bewegungen und die Jagd auf Beute zeigen so oft auf, dass Pflanzen, die die meisten als passiv erleben, Lebewesen sind. Manch einer mag sogar eine Art Bewusstsein hinter dem Verhalten der Carnivoren sehen.
In diesem Übersichtspost gehen wir zunächst auf die Hintergründe der fleischfressenden Pflanzen ein. Danach sehen wir uns on, wie und warum man sie als Zimmerpflanzen halten soll!
Repräsentative Arten
Beim Begriff fleischfressende Pflanze werden die meisten an eine besonders markante Vertreterin denken:
Die Venus-Fliegenfalle.
Nicht nur ob ihres Kontrastreichtums, auch für ihre Gabe, Fliegen und andere Insekten zu fangen, ist man von ihr begeistert.
Dabei ist die Venus eigentlich eine Ausnahmeerscheinung. Die wenigsten Carnivoren arbeiten so.
Häufiger anzutreffen sind passive Fallen.
Dabei wird die Beute häufig auf einen klebrigen Lockstoff gelockt. Darauf zappelt sie und besiegelt, immer größere Areale vom Klebstoff überzogen, ihr Schicksal.

Nicht das, woran man für gewöhnlich als erstes denkt, wenn man fleischfressende Pflanze hört. Das Fettkraut fängt Beute mit der Klebefilm-Methode. Und ist sogar bei uns in Mitteleuropa heimisch!
Manche Sonnentau-Arten helfen dabei noch ein wenig nach. Sie haben Schnelltentakel, mit denen sie die Beute von den nicht-klebrigen Blättern blitzschnell in die Falle schleudern können – ein Mechanismus, der nur einmal funktioniert, denn das Blatt wird dabei meist zerstört.

Ein sich über die Beute eingerollter Sonnentau. Die Gattung ist übrigens ebenfalls in unseren Breiten heimisch, aber gefährdet!
Eine andere Fangmethode ist, die Beute in einen Trichter zu locken, aus dem sie nicht mehr entrinnen kann.

Kannenpflanzen locken Insekten in den kannenförmigen Hohlraum, aus dem sie nicht mehr rauskommen
Die Flucht verhindern entweder sehr glatte Innenwände in den Kannen oder auch Sperrhaare, die nur in eine Richtung passierbar sind.
Carnivoren in der Natur
Fleischfressende Pflanzen sind eigenartige Biester.
Sie sind wenig anspruchsvoll, was ihren Standort angeht und wachsen praktisch überall.
Das heißt, sie würden überall wachsen, wenn sie nicht von anderen Pflanzen verdrängt würden.
Bedingt durch ihre Fangblätter können sie nur wesentlich ineffizienter Photosynthese betreiben. Dadurch wachsen sie deutlich langsamer, als herkömmliche Pflanzen und werden schnell von diesen überholt und verdrängt.
Hier kommt ihnen hingegen ihre Genügsamkeit zu Gute: nachdem sie den Großteil ihrer Nährstoffe durch den Beutefang beziehen (und ihrem Wurzelwerk oft wenig Bedeutung zukommt), kommen sie auch auf nährstoffarmen Böden durch.
Man müsste sagen: gerade auf nährstoffarmen Böden. Denn hier ist die Normalo-Konkurrenz schwach. Die Carnivoren decken in widrigen Umständen hingegen ihren Nährstoffbedarf über ihre Beute und können sich in schwierigen Gebieten breit machen. Dazu zählen etwa:
- sonnige Höhenlagen mit magerem Boden
- tropische Regenwälder
- Moore und Sümpfe
Klingt als ob man sie nicht indoor halten könnte?
Mitnichten – ihr müsst nur für ein paar Dinge sorgen, um sie auch in euren vier Wänden gedeihen zu sehen. Mehr dazu weiter unten beim Abschnitt über Pflege.
Fleischfressende Pflanzen als Zimmerpflanzen in eurem Indoorgarten
Carnivoren sind bestimmt nicht die pflegeleichtesten Pflanzen.
Wenn ein grüner Daumen nichts ist, dessen ihr euch rühmen könnt, dann fangt ihr vielleicht besser bei etwas einfacheren Hauspflanzen an 🙂
Viele sind mehrjährig, allerdings gibt es auch einjährige Vertreterinnen
Fleischfressende Pflanzen halten
Traut ihr euch die Haltung von Fleischfressern zu, müsst ihr in erster Linie drei Dinge beachten:
- Die Pflanze braucht ausreichend Licht – idealerweise sogar direktes Sonnenlicht (ihr erinnert euch – Photosynthese gehört nicht zu ihren Talenten!)
- Verwendet keine herkömmliche Blumenerde
- Achtet auf ausreichende Luftfeuchtigkeit
- (eine weitere Sache: Pflanzen, die in unseren Breiten vorkommen – wie viele Sonnentau-Arten oder das Fettkraut – brauchen eine Winterruhe)
Der richtige Standort für Carnivoren
Ein Südfenster ist ideal. Habt ihr keines zur Verfügung, müsst ihr aus West- und Ostfenstern das meistbesonnte aussuchen.
Habt ihr hingegen nur Nordfenster oder eine allgemein dunkle Wohnung, wird es mit der Haltung problematisch. Alles, was ihr in solchen Fällen tun könnt, ist spezielle Beluechtungslampen zu verwenden.
Was die richtige Luftfeuchtigkeit angeht: vor allem tropische Arten mögen mindestens 60% Luftfeuchtigkeit. In hiesigen Innenräumen kann man das auf ein paar Arten emulieren:
- regelmäßiges Besprühen mit dem Zerstäuber
- Haltung in Terrarien oder Aquarien
- eine breite Schale Wasser in der Nähe der Pflanze aufstellen
Bisweilen werden Pflanzen mit einer Glas- oder Kunststoffglocke ausgeliefert, die ebenfalls eine höhere Luftfeuchtigkeit in ihrer Umgebung bewirkt. Regelmäßiges Lüften vorausgesetzt, könnt ihr diesen Dom ebenfalls verwenden, um mehr Luftfeuchte zu gewährleisten – stellt die Pflanze in dem Fall aber nicht in direkte Sonne. Das würde ihr schnell zu heiß werden.
Erde für fleischfressende Pflanzen
Ein Substrat, das ihr nicht verwendet solltet, ist herkömmliche Blumenerde. Die ist für Carnivoren – die ihre Nährstoffe nur sekundär über das Wurzelwerk beziehen – zu stark gedüngt.

Auch in der Natur wachsen Carnivoren – wie dieser Sonnentau – auf Torfmoosen
Stattdessen empfiehlt sich ein etwa 50:50 Gemisch aus Sand oder Perlit und Torfmoos als Medium zu verwenden. Alternativ könnt ihr auch zu spezieller Carnivoren-Erde greifen.
Fleischfressende Pflanzen pflegen: füttern und düngen?
Entgegen landläufigen Vorstellungen, man müsse in Zimmern gehaltene Carnivoren füttern, kommen die meisten Arten auch durch, ohne, dass ihr für sie auf die Jagd geht.
Was ihr auf keinen Fall tun sollt, ist, ihnen Nahrung zur Verfügung zu stellen, die sie nicht verdauen können. Oder solche, aus denen sie keine Nährstoffe ziehen können. Insekten sind für die meisten Arten die einzige sinnvolle Nahrungsgrundlage. Und an die kommen sie in eurem Haushalt meist problemlos ran!
Eine herkömmliche Blattdüngung ist bei Carnivoren hingegen nicht notwendig.
Eine gute Übersicht, welche Carnivoren man füttern sollte und welche nicht findet ihr übrigens auf dieser informativen Seite.
Fleischfressende Pflanzen gegen Fliegen und andere Schädlinge
Im Gegenteil können Carnivoren euch helfen, unerwünschte Schädlinge und lästige Fliegen loszuwerden.
Als alleiniges Mittel gegen Stubenfliegen müsstet ihr vermutlich mehr Carnivoren aufstellen, als ihr Platz für sie habt. Allerdings sind sie eine hervorragende Ergänzung zur herkömmlichen Schädlingsbekämpfung.
Einen Befall mit Trauermücken kann man etwa gut durch den Einsatz von Fettkräutern im Zaum halten.
Das war unsere erste Einführung zu Carnivoren. Wenn ihr Fragen habt, lasst einen Kommentar da – bei Interesse werden wir in den kommenden Wochen mehr zu diesem Thema veröffentlichen.
Kommentare? Nur her damit!